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Seit 30 Jahren „beieinander zuhause“

Anlässlich des Jubiläums lädt das Ökumenische Zentrum Lengfeld zum Bundestreffen – Mehrwert liegt im gemeinsamen Handeln

Würzburg (POW) 30 Jahre besteht das Ökumenisches Zentrum (ÖZ) im Würzburger Stadtteil Lengfeld. Vieles wurde in dieser Zeit im Dialog zwischen der katholischen Pfarrei Sankt Laurentius und der auf gleichem Hof beheimateten Evangelisch-Lutherischen Gemeinde vorangebracht. Diese Ergebnisse gilt es nach Ansicht der Pfarrer der beiden Kirchengemeinden jetzt nicht nur zu sichern: Die Ökumene muss sich weiter entwickeln, betonten Dr. Hermann Steinert und sein evangelischer Kollege Christoph Lezuo bei einem Pressegespräch am Mittwoch, 26. Oktober, im ÖZ Lengfeld.

Einen Beitrag dazu will das ÖZ mit einem Studientag zum Thema „Ökumene am Wendepunkt“ leisten. Von Freitag, 4., bis Samstag, 5. November, treffen sich die 62 bundesdeutschen Ökumenischen Zentren aus diesem Grund in Würzburg. Sie diskutieren mit Theologen wie dem Religionssoziologen Professor Dr. Dr. Michael N. Ebertz und der Kirchenrechtlerin Professor Dr. Sabine Demel über aktuelle Fragen der überkonfessionellen Zusammenarbeit. Den Abschluss der Tagung bildet am Sonntag, 6. November, ein ökumenischer Gottesdienst mit Würzburgs Generalvikar Dr. Karl Hillenbrand als Prediger.

In Lengfeld, das 1978 ein Stadtteil Würzburgs wurde, entschieden sich die Einwohner 1970 mittels Fragebogen – die Rücklaufquote lag bei 85 Prozent – mit über 90 Prozent für einen gemeinsamen Kirchenbau von Katholiken und evangelischen Christen. Die alte katholische Pfarrkirche war durch die Neubaugebiete zu klein geworden, die evangelische Gemeinde besaß bis dahin nur einen Versammlungsraum. Es galt einiges an Hürden bei den jeweiligen Kirchenleitungen zu überwinden und Fragen der Finanzierung zu klären, ehe am 6. und 7. Dezember 1975 Bischof Dr. Josef Stangl und Kreisdekan Rudolf Meisner den Gebäudekomplex einweihten.

In den ersten Monaten wurde deutlich, dass das Zentrum eine Struktur brauchte, die beide Gemeinden miteinander verbindet. So wurde am 13. Mai 1977 der Freundeskreis des ÖZ gegründet. Sein Ziel war und ist es, die Integration zu fördern. Der Freundeskreis trägt Sorge dafür, dass sich Gruppen und Vereine im Zentrum entwickeln können. Für Belange des Glaubensverständnisses gibt es seit langem das Ökumenische Seminar. Dort werden Begriffe wie „Opfer“ in ihrer individuell zwischen katholischer und evangelischer Sichtweise verschiedenen Bedeutung beleuchtet, um mehr Verständnis füreinander zu schaffen.

„Nach 30 Jahren ÖZ geht es heute nicht mehr um Verständnis und Kennen lernen. Wir sind hier und heute an der Basis weiter als die Amtskirchen“, erläuterte Josef Theo Kellerhaus, Vorsitzender des Freundeskreises des ÖZ, seine Sicht. „Wir können es uns angesichts der Säkularisierung der Gesellschaft heute nicht erlauben, uns nur mit innerkirchlichen Problemen zu beschäftigen. Die Frage muss heute lauten: Sind wir an den Menschen dran? Wie sieht es in der Gesellschaft aus?“, sagte Pfarrer Steinert. Sparzwänge könnten immer mehr dazu führen, dass neue Ökumenische Zentren entstehen. Die heute schon vielfach bestehende Zusammenarbeit der beiden Kirchen belege den „Mehrwert", den dieses gemeinsame Handeln bereits habe, erklärte Dr. Dr. Georg Schütz, katholischer Referent in der Ökumenischen Centrale in Frankfurt am Main.

Nach Ansicht von Barbara Hornung, Leiterin des Ökumenischen Seminars im ÖZ, könnten Christen in Zeiten von rückläufigen Mitgliederzahlen und zunehmend leeren Kirchenbänken nur dann ein glaubhaftes Zeugnis in der Welt geben, wenn sie mit einer Stimme sprechen. Das sei die eigentliche Herausforderung in der Ökumene.

„Das ÖZ ist eine starke Klammer an der Basis unserer Kirchen“, attestierte Lezuo. Hier werde vielfach schon vollzogen, was auf Leitungsebene derzeit noch Schwierigkeiten bereite. „Die eucharistische Gastfreundschaft praktizieren wir auf der Basis des persönlichen Gewissens, auch wenn sich die katholische Kirche damit offiziell noch schwer tut“, erklärte Kellerhaus. Entscheidend für die gute Zusammenarbeit in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft ist nach Meinung der beiden Pfarrer die Beziehungspflege.

Die Früchte der Ökumene kommen dem gesamten Stadtteil zugute: So geben die Kirchengemeinden gemeinsam die Stadtteilzeitung „Die Brücke“ heraus. Gemeinsam haben sie neben der kirchlichen Jugendarbeit auch einen offenen Jugendtreff initiiert, der heute nicht mehr aus Lengfeld wegzudenken ist. Das breite Spektrum der Zusammenarbeit macht deutlich, dass die Gemeinden im ÖZ verinnerlicht haben, was der langjährige Pfarrer der katholischen Pfarrei, Monsignore Wolfgang Rieser, im Jahr 1991 als Definition für Ökumene genannt hat: „Wir sind beieinander zuhause.“

mh (POW)

(4405/1423; E-Mail voraus)

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