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Prüfstand für Schulweisheiten

WÜRZBURG. Denkbar vielfältig sind die Einsatzmöglichkeiten beim Programm „weltwärts“. „Im kolumbianischen Bogota helfen Jugendliche zum Beispiel bei Fisdeco, einer Stiftung für soziale Integration, mit“, sagt Regina Roland, Referentin des Weltfreiwilligendienstes im Bistum. Rund 30 Einsatzplätze offeriert die Entsendeorganisation Jugendlichen aus Main- und Tauberfranken jedes Jahr. 15 Jugendliche haben heuer im September ihren Dienst angetreten.

Bevor es losgeht mit dem Engagement in Kolumbien oder Tansania, Bolivien oder Indien, wird den Jugendlichen an zwölf Seminartagen spannend und einprägsam vermittelt, was Engagement für ein armes Land heißt. „Die ‚Weltwärts’-Freiwilligen sind keine Entwicklungshelfer“, betont Roland, die sich als Mitarbeiterin der Entsendeorganisation Bund der deutschen katholischen Jugend (BDKJ) um „Weltwärts“-Freiwillige aus der Region kümmert. Ihre Aufgabe sei es nicht, die Lebenssituation der Menschen, denen sie in Afrika, Asien oder Südamerika begegnen, nachhaltig zu verbessern: „Sie sollen mit den Menschen zusammenleben und erfahren, wie anders deren Leben ist.“ Roland, die seit 2008 festangestellt den Weltfreiwilligendienst in der Diözese Würzburg organisiert, war vor ihrem Studium der Sozialen Arbeit ebenfalls freiwillig in einem armen Land tätig: „Ich ging 2002 für neun Monate nach Südafrika.“ Dort arbeitete sie in einem College für Zulu-Schüler. Der Aufenthalt markierte einen Wendepunkt in ihrem Leben. So wird die Sozialpädagogin nie vergessen, von welchen Unsicherheiten das Leben der Menschen Südafrikas geprägt ist: „Die Tür unsers Gästehauses war nachtsüber mit drei Schlössern verriegelt.“ Sowie man im Auto saß, drückte man das Knöpfchen herunter, damit niemand die Türe aufreißen konnte.

Schädlicher Import

Regina Roland zufolge rentiert es sich für junge Menschen enorm, ein Jahr lang in eine ihnen fremde Kultur zu gehen, bevor sie nach der Schule eine Lehre beginnen oder ein soziales, natur- oder geisteswissenschaftliches Studium aufnehmen. Die Zeit zwischen Schule und Berufsausbildung sei eine einmalige Chance, Schulweisheiten auf den Prüfstand zu stellen und das eigene Weltbild zu erweitern: „Man erkennt, in welchem Maße sich unsere Politik und unser Verhalten auf Menschen in armen Ländern auswirken.“ So könnten Jugendliche in Afrika entdecken, dass wegen der hohen Subventionen auf den dortigen Märkten Gemüse aus Europa billiger verkauft würde als das vor Ort angebaute.

Nicht alles ideal

Kritisiert wird am Weltfreiwilligendienst seit Beginn, dass Jugendliche oder Entsendeorganisationen zum Teilenorm viel dafür zahlen müssen, dass sie sich im Einsatzland aufhalten dürfen. „In Tansania wurde die Gebühr für die Aufenthaltsgenehmigung kurzfristig von bisher 125 auf 550 US-Dollar für ein Jahr erhöht“, erläutert Roland. Von den sechs Jugendlichen, die sich 2010 entschlossen haben, in einem tansanischen Projekt mitzuarbeiten, könne man diese hohe Gebühr nicht fordern. Der BDKJ im Bistum muss also sechsmal den Differenzbetrag in Höhe von 425 Dollar übernehmen. Die plötzliche Gebührenerhöhung ist nur ein Beispiel dafür, dass bei einem „Weltwärts“-Einsatz nicht alles ideal abläuft. „Die Jugendlichen lassen sich auf eine Extremsituation ein“, erläutert Roland. Angst hätten viele vor der Ankunft: Werden sie auch wirklich vom Flughafen abgeholt? Roland: „Hier gab es noch nie Schwierigkeiten.“ Als problematisch empfinden es die jungen Menschen, in Afrika oder Amerika auf ein völlig anderes Zeitverständnis zu treffen: „Selbst offizielle Veranstaltungen, etwa ein Gottesdienst oder eine Hochzeit, können Stunden später als angekündigt beginnen.“ In ihren Einsatzländern begegnen die 18- bis 21-Jährigen Jungen und Mädchen, deren Lebenssituation weit entfernt von „unbeschwerter Kindheit“ ist. Dass es so viel Leid auf der Welt gibt – dies bewusst zu erfahren, muss seelisch verkraftet werden. Roland: „Es hilft, sich zu sagen, dass man selbst nur einen kleinen Beitrag leisten kann, Leid zu minimieren. Vor Ort im Einsatzland und nach der Rückkehr in einem Projekt für Menschen aus armen Ländern.“ Roland selbst begann sich nach ihrer Wiederkehr aus Südafrika bei „Tushikane“ zu engagieren. Der Würzburger Verein des Tansaniers Stephen Makin­ya unterstützt Menschen in Mapanda unter anderem beim Brunnenbau. Am 5. November findet von 15 bis 18.30 Uhr in der Bezirks- Jugendbildungsstätte Würzburg-Heuchelhof der kostenlose Infotag „Komm, wir gehen weltwärts“ statt. Bis zum 31. Dezember können sich Jugendliche für einen Dienst im Jahr 2012 bewerben. Weitere Informationen gibt Regina Roland unter Telefon 09 31/386-63 145 oder E-Mail: „regina.roland@bistum-wuerzburg.de“. Veröffentlicht: 01.11.2011
Pat Christ