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Mehr „Action“ für die Leidensgeschichte

Würzburg/Sömmersdorf (POW) Bis zur Premiere am 22. Juni ist zwar noch ein knappes halbes Jahr Zeit. Aber in Sömmersdorf (Landkreis Schweinfurt) laufen die Vorbereitungen für die Fränkischen Passionsspiele schon auf Hochtouren. Bei einem Pressegespräch im Sankt Burkardushaus am Freitag, 24. Januar, berichteten der Vereinsvorstand der Passionsspiele, die Spielleitung sowie einige der Hauptdarsteller über die heuer 70 Jahre alten Passionsspiele und stellten Neuerungen in der Inszenierung vor. Regisseurin Barbara Zorn aus Bad Schwalbach hat für die diesjährige Aufführungen einige Szenen nachbearbeitet, um sie lebendiger und moderner zu gestalten. „Die Auferstehung hat mir nie richtig gefallen.“ Bereits zum vierten Mal führt sie die Regie der Passionsspiele, die an 16 Aufführungstagen bis 31. August rund 30.000 Besucher anlocken sollen.
 
415 Sömmersdorfer und damit zwei Drittel der Einwohner wirken mit. Ob als Händler, als Mitglied des Hohen Rats oder beim Kartenverkauf: In vielen Familien helfen von den Großeltern bis zum Enkelkind alle mit, damit die Spiele 2003 ein Erfolg werden. Was laut Vereinsvorsitzendem Robert Seemann 1933 „aus Freude am Spiel“ entstanden ist, finde heute wie selbstverständlich alle fünf Jahre in dem kleinen unterfränkischen Dorf statt. Dass alles glatt läuft, dafür ist vor allem er verantwortlich. „Mehr als ein Jahr vorher geht es los, und genau so lang dauert es hinterher bis alles abgeschlossen ist“, sagt er aus jahrzehntelanger Erfahrung.
 
Auf der Bühne ist Seemann König Herodes und auch in der Organisation hat er die Fäden in der Hand: „Alles was wir besitzen, ob es Kostüme oder Requisiten sind, haben wir in Eigenleistung erstellt“, berichtet er. Zur Zeit kümmere er sich um den Neudruck der Textbücher, die an einigen Stellen umgeschrieben wurden. „Wir sind bestrebt, dass die Sache trotz der alten Geschichte am Leben bleibt.“ Passion sei nämlich keine Lesung der Evangelien, sondern darstellendes Spiel, ergänzt Regisseurin Zorn. Die Dramaturgie sei ihr deshalb „ganz wichtig“, sagt sie. Deswegen hat sie dafür gesorgt, dass in einigen Szenen „Action“ drin ist.
 
„Beim Abendmahl wurde bisher drastisch überzogen. Die Zahl der Fußwaschungen haben wir deutlich reduziert.“ Für sie stehe jedoch fest: „Jesu Schlüsselsätze wie der vom Brotreichen müssen unverändert bleiben.“ Dass einige der langjährigen Darsteller ihre Probleme mit Veränderungen hätten, könne sie nicht berücksichtigen. „Die werden sich eben umgewöhnen müssen.“ Nachgebessert habe sie neben der Abendmahls- und Auferstehungsszene auch bei der Sprache. Einige Begriffe wurden modernisiert, damit bei Aufführungen nicht Gemurmel im Publikum entsteht, weil veraltete Wörter benutzt werden.
 
Nachdem das Textbuch fertig überarbeitet sei, gehe es nun an die Verteilung der Rollen. „Im Herbst haben wir eine Volksbefragung gemacht, und jeden Sömmersdorfer persönlich angesprochen, ob und in welchem Umfang er mitmachen möchte“, berichtet Seemann. Rund 300 Darsteller und gut hundert Helfer hätten sich gemeldet. Derzeit würden die Kleiderkammern durchforstet und – wenn nötig – neue Gewänder angeschafft. Handwerker kümmerten sich um die Außen- und technischen Anlagen. 35 Personen haben nach Auskunft Seemanns eine neue Rolle zu lernen, und in beinahe jeder Sömmersdorfer Familie bleiben Rasierer in den Badschränken liegen: Die Männer lassen Bärte und Haare wachsen, um bis zum Sommer möglichst biblisch auszusehen.
 
Probenbeginn ist an Ostern. Wie ein Puzzle setze die Regisseurin die Passionsspiele zusammen, erklärt Seemann. In kleinen Gruppen übe sie Szenen ein, und füge sie erst gegen Ende zu einem Ganzen zusammen. „Die Proben sind auch die einzige Zeit, in der das Ganze Spaß machen darf. Bei den Aufführungen und Generalproben erwarte ich höchsten Ernst“, sagt Zorn. „Die Darsteller spielen dann nicht, sie leben ihre Rolle auf der Bühne.“ Obgleich sie wisse, dass bis auf einige Ausnahmen Laienschauspieler sind, erwarte sie von den Sömmersdorfern eine akzentarme Sprache. „Zumindest das Wort inklusive Endung sollte zu hören sein.“ Am einfachsten beherzigten die mitwirkenden Kinder ihre Ratschläge. „Den Erwachsenen gebe ich Sprachübungen als Hausaufgabe mit, wenn es sein muss.“
 
Ob die Sömmersdorfer ihre Hausaufgaben gemacht haben, können Interessierte vom 22. Juni bis 31. August sehen und erleben. Immer sonntags um 14.30 Uhr und an fünf Samstagen um 20 Uhr sind Aufführungen geplant. Die Schirmherrschaft hat Bischof Dr. Paul-Werner Scheele übernommen, der am Sonntag, 22. Juni, um 10 Uhr den Eröffnungsgottesdienst feiert und bei der anschließenden Premiere anwesend ist. Wer Karten erwerben möchte, sollte sich frühzeitig darum kümmern, rät Seemann. „Ein Drittel ist schon vorbestellt.“ Wer genauere Informationen sucht, oder sich Bilder vergangener Spiele ansehen möchte, dem hilft ein Blick ins Internet weiter. Die Adresse lautet www.passionsspiele-soemmersdorf.de.
 
Kartenbestellung bei: Fränkische Passionsspiele Sömmersdorf, Zinnstraße (Kindergarten), 97502 Euerbach-Sömmersdorf, Telefon 09726/2626, Telefax 09726/909066, E-Mail info@passionsspiele-soemmersdorf.de.
 
(0503/0134; Telefax voraus)