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Innenansicht für Außenstehende

Erste Domführung für Fernstehende – Erläuterungen zum Glauben anhand der Ausstattung der Kathedrale – Wiederholung am 17. November

Würzburg (POW) Warum steht gleich hinter der Eingangstür des Doms ein Weihwasserbecken? Warum brennen so viel Kerzen in der Kathedrale? Und wieso ist der Altarbereich etwas Besonderes? Antworten auf diese und ähnliche Fragen hat die erste „Domführung für Fernstehende“ am Donnerstagabend, 20. Oktober, gegeben. Rund 15 Personen, vom Teenager bis zur Seniorin, ließen sich auf das Angebot ein und lauschten den gut eine Stunde umfassenden Erklärungen von Domführerin Stephanie Wienand. „Auf dem Portal ist die Schöpfungsgeschichte aus dem Buch Genesis zu sehen. Hier wird also gezeigt, was die Menschen hinter dem Tor erwartet.“ Seit Beginn der Zeit liege alles in Gottes Hand. Er halte zu den Menschen, auch wenn diese ihn wiederholt verstoßen hätten. Wer durch das Portal schreite, lasse die Nacht hinter sich und trete in das Licht. Deswegen befinde sich traditionell der Altarraum auf der Ostseite jeder Kirche. Dort, wo die Sonne aufgeht.

Das Weihwasserbecken diene der Erinnerung an die Taufe, durch die jeder Christ in die Gemeinschaft der Gläubigen aufgenommen werde. In der Taufkapelle erläuterte Wienand den Sinn hinter dem Taufritual, bei dem der Täufling mit Wasser übergossen werde: „Der alte Mensch wird abgelegt. Deswegen erhalten die neu Getauften ein weißes Kleid als äußeres Zeichen.“ Das bronzene Taufbecken des Meisters Eckhard zeigt als ein Motiv die Taufe Jesu im Jordan, bei der die Hand Gottes auf seinen Sohn herunter deutet: „Das ist mein geliebter Sohn“, verkündet ein Spruchband darunter. Bewusst auf der gegenüberliegenden Seite platziert sei die Pfingstszene: „Der Heilige Geist vollendet die Taufe: Er lässt die Menschen ohne Furcht hinausgehen und ohne Angst von ihrem Glauben Zeugnis geben.“

Der Altarbereich bringe den Osterglauben an die Auferstehung Jesu besonders zum Ausdruck. In der Eucharistiefeier werde immer wieder daran erinnert, dass Jesus den Tod am Kreuz starb, aber nach drei Tagen wieder von den Toten erstand. „Dieser Glaube wird auch im Kreuz sichtbar, das über dem Altar hängt: Es hat an seinen vier Enden jeweils die Symbole der vier Evangelisten Markus, Matthäus, Lukas und Johannes. Sie bezeugen in ihren Texten: Jesus verharrt nicht in dem Leid.“ Besonders tröstlich sei es für viele Christen, dass Jesus ohne Schuld von schwerem Leid getroffen worden sei. „Der blaue Kasten, den Sie links sehen, ist der Tabernakel. Darin wird das gewandelte Brot aufbewahrt. Als Zeichen der Verehrung machen die Gläubigen davor eine Kniebeuge.“

Die zahlreichen Heiligen, deren Darstellungen sich vor allem im so genannten Chorraum hinter dem Altar finden, sind laut Wienand wichtige Vorbilder. „Franz von Assisi kann uns lehren: Je weniger ich besitze, umso weniger muss ich mich sorgen.“ Aus dieser Einstellung heraus habe er sich besonders um seine Mitmenschen kümmern können. „Im Mittelalter waren die Heiligen besonders als Fürsprecher hoch im Kurs: Damals hätte man es niemals gewagt, sich einer wichtigen Person direkt mit einem Anliegen zu nähern. Man brauchte immer jemanden, der für einen dieses Anliegen vortrug.“ Vor allem in südlichen Ländern wie Italien sei dieser Gedanke noch immer sehr bedeutsam, weshalb dort die Heiligenbilder besonders die Gotteshäuser prägten. „Wichtig ist, dass die Heiligen verehrt, aber nicht angebetet werden. Angebetet wird nur Gott.“

Die Osterkerze sei in vielfacher Hinsicht ein Ausdruck des christlichen Glaubens. „In der Osternacht trägt der Priester die am Osterfeuer entzündete Kerze in die dunkle Kirche. Das Licht kehrt zurück, und mit ihm die Hoffnung.“ Das Kreuz, das auf der Osterkerze zwischen Alpha und Omega abgebildet ist, deute darauf hin, dass das Leben über den Tod hinaus gehe. „Über allem Leid gibt es jemanden, der es mit uns trägt.“ Weil die brennende Kerze ein Zeichen der Hoffnung sei, entzündeten viele Menschen, die von Nöten geplagt seien, in Kirchen und an Wallfahrtsorten ein Licht. „So wird die Hoffnung zum Ausdruck gebracht, auch wenn manchmal die Worte für ein Gebet fehlen.“

„Es geht bei dieser Führung nicht um künstlerische und historische Aspekte. Dafür gibt es die regulären Domführungen. Auch die spirituellen Aussagen einzelner Kunstobjekte sind nicht entscheidend: Wir möchten wesentliche Inhalte des christlichen Glaubens erklären, die im Dom sichtbar werden“, erläuterte Pfarrer Ulrich Nölle vom Matthias-Ehrenfried-Haus, der zusammen mit den Verantwortlichen des Domführungsdienstes in mehr als einem halben Jahr Vorarbeit das Konzept der Veranstaltung erarbeitet hat. Am Donnerstag, 17. November, um 17.30 Uhr gibt es eine Neuauflage. Treffpunkt ist am Domportal.

mh (POW)

 

(4305/1372; E-Mail voraus)

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