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„Für diese Penner doch wohl gut genug“

Altkleiderspenden kommen nicht immer nur von Herzen

Würzburg (POW) In Momenten wie diesen ärgert Hannelore Zucker sich: Ein gutgekleideter Mit-Vierziger steht in der Caritas-Kleiderkammer und hat große Tüten Altkleider dabei. Er habe seinen Kleiderschrank ausgeräumt, um Platz zu schaffen für neue Sachen. „Alles beste Stücke“, versichert er. Zucker nimmt jedoch nichts mehr unbesehen an. Aus Zeitgründen kann sie nur Stichproben machen. Schon die ersten zwei Jacken, die sie in die Hand nimmt, sind unbrauchbar. Die Krägen verschlissen, die Ärmel löchrig. „Diese Tüten müssen Sie wieder mitnehmen, das kann ich niemanden geben“, versucht sie dem Mann klar zu machen. Der aber besteht auf dem guten Erhaltungsgrad seiner Altkleider und wird schließlich ausfällig: „Für die Penner auf der Straße wird das doch wohl noch reichen.“

Bei solchen Menschen fällt es Zucker schwer, höflich zu bleiben. Seit 23 Jahren arbeitet die gelernte Schneiderin hier. Sie hat viel Elend gesehen. Die Menschen, die zu ihr mit einem Berechtigungsschein von einer Sozialbehörde oder sozialen Einrichtungen kommen, haben zwar oft ihre bürgerliche Existenz oder ihr Geld verloren, „doch man darf sie deswegen nicht als minderwertig behandeln“, sagt Zucker. Seit der Einführung von Hartz IV und dem Streichen des Bekleidungsgeldes kommen mehr Menschen in die Kleiderkammer der Caritas in die Würzburger Sterngasse. Die Vorurteile und die Geringschätzigkeit, mit der so mancher „selbstlose“ Kleiderspender auf ihr Klientel herabsieht, ärgern Hannelore Zucker daher am meisten.

Auf zirka fünfzig Prozent Ausschuss schätzt sie die Spenden. Dreckige Schuhe, Jacken und Hemden mit kaputten Krägen, löchrige Socken und ungewaschene Unterwäsche bekommt sie angeliefert. Auf ihre obligatorische Frage nach der Qualität der gespendeten Kleidung musste sie auch schon Sätze hören wie: „Es ist wohl noch brauchbar – vielleicht sind ein paar Mottenlöcher drin“ oder „Zu Euch kommen doch sowieso nur die Schwarzen“. Ein Mann, der ihr eine beschädigte Winterjacke brachte, hatte für Ihre Ablehnung kein Verständnis. Er sei Soldat und käme aus dem Kosovo, im Krieg hätten sich die Menschen um so etwas gerissen. „Wir sind aber nicht im Krieg“, entgegnete Zucker ihm. „Wollten Sie mit so etwas herum laufen?“

Viele Menschen verwechselten die Kleiderkammer mit einem Wertstoff-Hof und schimpften dann voller Unverständnis auf die Caritas, „die so etwas ja nicht mehr nötig hat.“ Seit zwei Jahren arbeitet Zucker alleine in der Kleiderkammer. Sie hat keine Möglichkeit mehr, kaputte Ware zu flicken, dreckige Wäsche zu waschen oder lehmverkrustete Schuhe zu putzen. Rund 1.200 Wäsche- und Kleidungsstücke gibt sie jeden Monat aus. Und trotz Stichproben bei der Annahme bleibt sie regelmäßig säckeweise auf unbrauchbaren Altkleidern sitzen. Noch kennt sie einen Händler, der ihr das Zeug immer mal wieder für den Reißwolf abholt. Doch auch der hat schon signalisiert, dass er diesen Service bald einstellen wird.

Ludger Heuer (Caritas)

(4405/1450)