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Irland-Wallfahrt 2024

„Endlich daheim!“

Emotionale Ankunft der Reliquien der Frankenapostel in Kilians Geburtsort Mullagh – Nächtliche Prozession von der Kiliansquelle vorbei am Berg und See des Dorfs zur Pfarrkirche

Mullagh (POW) Im flackernden Schein einer Fackel zieht ein Ruderboot seine Bahn über den dunklen See von Mullagh, dem Geburtsort des heiligen Kilian. Es sind drei Männer in dunklen Mönchsgewändern. Eilig legen sie am Ufer an. Der Mönch mit dem schlichten Bischofsstab sinkt auf die Knie, greift beherzt in das satt grüne Gras und ruft beglückt in die Nacht: „Endlich daheim!“

Knapp eine halbe Stunde zuvor haben sich etwa einen Kilometer vom See entfernt an diesem Donnerstagabend, 3. Oktober, die Würzburger Pilgergruppe und zahlreiche Irinnen und Iren an der von mobilen Scheinwerfern hell erleuchteten Sankt Kiliansquelle versammelt. Nicht nur wegen der Verbindung mit dem Frankenapostel ist äußerlich unscheinbare Wasserstelle ein wichtiger Ort. Sie war auch für die Katholiken der Gegend ein wichtiger Versammlungsort, als während der englischen Besatzung jede öffentliche Ausübung des katholischen Glaubens untersagt war. Es erklingen das Kilianslied „Wir rufen an den teuren Mann“ und das von einem Iren verfasste Kiliansgebet. Darin heißt es: „Der See, der Hügel, und die Quelle in Mullagh, die Du geliebt und doch verlassen hast, erinnern uns bis heute an Deine mutige Pilgerschaft für Christus. Mögen Deine verbindende Reise und Dein heldenhaftes Martyrium uns im Geist erfüllen und tragen.“ Als Zeichen der Verbundenheit zwischen Deutschland und Irland pflanzen die Bischöfe Martin Hayes und Dr. Franz Jung einen jungen Eichenbaum, gezogen aus einem Samen aus Kürnach.

Dann naht das von Polizeiautos eskortierte Transportfahrzeug mit dem Reliquienschrein der Frankenapostel mit dem Nummernschild „Kilian 2024“. Deutsche und Iren tragen die Häupter in die Mitte der auf dem Gelände an der Quelle versammelten Gläubigen. Der Chor der örtlichen Pfarrei singt irische Weisen. Father Paul Prior, Pfarrer von Mullagh, besprengt die Reliquien mit Weihwasser. Auf der abgesperrten Straße setzt sich die Prozession in Richtung Mullagh in Bewegung. Zur linken ist in der Ferne ein großes Feuer auf dem Berg von Mullagh zu sehen. Sphärischer irischsprachiger Gesang und der tiefe Klang von Hörnern schallen aus großen Lautsprechern beim Feuer herunter und umgeben den stillen Zug mit einer besonderen Stimmung. „Wir haben diesen Abend so lange herbeigesehnt“, raunt der Ortspfarrer seinem Nebenmann zu.

Am See setzen sich die drei Mönche an die Spitze der Gruppe. „Auf zur Kirche“, ruft der Mönch mit dem Bischofsstab. Die Jungen Herren der Würzburger Domsingknaben unter der Leitung von Domkapellmeister Alexander Rüth sorgen unter anderem mit dem irischen Halleluja für die musikalische Umrahmung. Alle paar Meter entfernt stehen links und rechts der Straße Frauen und Männern mit Fackeln und beleuchten so den Weg durch die Nacht. Insgesamt knapp drei Kilometer zieht die Prozession vom Ausgangspunkt zum Ziel. In der Kilianskirche von Mullagh wird der Schrein der Märtyrer aus dem Tragegestell genommen und vor dem Altar aufgestellt.

„Uns erfüllt heute eine besondere feierliche Stimmung. Kilian ist mit seinen Gefährten nach Hause zurückgekehrt. Heute sind wir alle Sankt Kilian“, sagt Father Prior. Die Hoffnung, dass Gott den Menschen Glauben und Mut schenkt, verbinde die Menschen der Gegenwart mit dem Frankenapostel und seinen Gefährten. Bischof Hayes legt in seiner Predigt die Berufung der Jünger Jesu am See Genesareth aus. „Wie die Jünger sind wir aufgerufen, uns mit Jesus auf den Weg zu machen, auch wenn wir nicht wissen, was uns unterwegs erwartet.“ Das bedeute auch, den Nächsten vorbehaltlos auf der Pilgerschaft zu begleiten. „Dazu fordert uns Papst Franziskus auf“, betont Bischof Hayes. Schließlich dankt er Bischof Jung, dem Würzburger Domkapitel und der ganzen Diözese Würzburg, die den lang gehegten Wunsch der Rückkehr der Reliquien Kilians und seiner Gefährten nach Mullagh ermöglicht haben.

Bischof Jung greift den Ball auf und betont in seiner englischsprachigen Ansprache: „Wir alle haben diesen emotionalen Moment lange herbeigesehnt.“ Diese Nacht sei eine besondere Gelegenheit, den Märtyrern für die besondere Gemeinschaft zu danken, die sie geschenkt hätten. „Es ist die Gemeinschaft in Christus, die sie in Wort und Tat verkündet und mit ihrem Blut besiegelt haben.“ Die Schutzpatrone Kilian, Kolonat und Totnan brächten nicht nur an diesem Abend Menschen unterschiedlicher Nation, Kultur und sozialer Stellung zusammen. „Wir versammeln uns an See, Berg und Quelle, die sie so sehr geliebt haben. Möge dieses Gedenken unsere Liebe zu Christus stärken und uns zu gläubigen und treuen Missionaren seiner frohen Botschaft machen.“ Noch einmal erklingt das Kilianslied, diesmal vom Pfarreichor im Wechsel in irischer und deutscher Sprache gesungen. Als Zeichen der Verbundenheit von Franken und Iren entzünden die beiden Bischöfen eine Kerze, auf der die Frankenapostel in einem Boot abgebildet sind.

Während die Pilgergruppe aus Deutschland mit Bussen ins Hotel zurückkehrt, halten in der Kilianskirche von Mullagh die ganze Nacht hindurch bis zur Morgenmesse um sieben Uhr im Wechsel Gruppen aus dem Ort und den umliegenden Pfarreien im Gebet Wache beim Reliquienschrein. Es sei kein Problem gewesen, dafür Leute zu finden, berichtet der Pfarrer: Der lang ersehnte Besucher Kilian samt Gefährten ist endlich daheim.

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Aus Irland berichtet Markus Hauck (POW)

(61 Zeilen/4124/1029; E-Mail voraus)

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