Hinweis

Ihre Browserversion wird leider nicht mehr unterstüzt. Dies kann dazu führen, dass Webseiten nicht mehr fehlerfrei dargestellt werden und stellt ein erhebliches Sicherheitsrisiko dar. Wir empfehlen Ihnen, Ihren Browser zu aktualisieren oder einen der folgenden Browser zu verwenden:

Des Rätsels Lösung?

Würzburg/Aschaffenburg (POW) Gänzlich gelöst sein wird „Das Rätsel Grünewald“ auch nach der gleichnamigen Bayerischen Landesausstellung in Aschaffenburg nicht. Aber die dem Maler Mathis Gothart-Nithart, genannt Grünewald, und seinem Wirkungskreis vor 500 Jahren gewidmete Präsentation im Aschaffenburger Schloss Johannisburg vom 30. November bis 28. Februar 2003 wird nach den Worten von Ausstellungsleiter Dr. Rainhard Riepertinger „ein schemenhaftes und einigermaßen rundes Bild“ dieses beeindruckenden Menschen schaffen. Bei einer Pressekonferenz am Dienstagvormittag, 5. November, in Würzburg gaben Riepertinger und Direktor Professor Dr. Claus Grimm vom Haus der Bayerischen Geschichte einen Einblick in das Konzept dieser Landesausstellung am bayerischen Untermain.
 
Das Rätsel Grünewald beginnt bereits bei seinem Namen. Wie hieß der von 1480 bis 1528 lebende Maler wirklich? Matthias Grünewald oder Mathis Gothart-Nithart? Wer war dieser Mensch, der zwischen Mittelalter und Neuzeit lebte? War der von 1503 bis 1526 in Aschaffenburg wohnende Grünewald nur Künstler? Die Landesausstellung gibt Antworten: „Grünewald hatte verschiedene Standbeine. Er war Maler, Baumeister, Seifensieder und Wasserkunstmacher für die Erzbischöfe und Kurfürsten von Mainz“, erläuterte Riepertinger. Da es in Archiven keine Dokumente über Grünewald gebe, habe man sich auf eine „wissenschaftlich-kriminalistische Spurensuche“ begeben.
 
Die Ausstellung präsentiert das zeitliche und persönliche Umfeld des Künstlers, seine Werke und seine Person. Eine virtuelle Galerie zeigt zunächst alle heute bekannten Werke und Zeichnungen Grünewalds. Danach führt die Ausstellung in die Lebenszeit Grünewalds, in die Zeit der Reformation und des Bauernkriegs, der Weissagungen und der Zukunftsängste. Das schwer zu entschlüsselnde Nachlassinventar von 1528 gibt weitere Hinweise auf die Person des Malers. Es listet Farben, Pinsel, Zirkel, Lutherschriften, Hofkleider und vieles mehr auf. 20 bis 25 lutherische Schriften habe Grünewald besessen. Man könne davon ausgehen, dass sich Grünewald mit Luther beschäftigt habe, aber ein Verfechter der neuen Lehre sei er wohl nicht gewesen, verdeutlichte der Ausstellungsleiter. Aschaffenburg als Wohnort Grünewalds wird ebenso dargestellt wie dessen Landesherr und Förderer Kardinal Albrecht von Brandenburg.
 
25 von Grünewald geschaffene Tafeln sind bekannt, hinzu kommen 35 Zeichnungen. Die Landesausstellung zeigt sechs Originalzeichnungen sowie drei bis vier Originalgemälde. Die „Beweinung Christi“ aus der Aschaffenburger Stiftsbasilika gehört dazu, ebenso – als große Glanzlichter – die zwei Tafeln des berühmten Heller-Altars mit den Heiligen Cyriakus und Laurentius. Grünewald schuf sie um 1509/10 für die Frankfurter Dominikanerkirche. Albrecht Dürer lieferte hierzu Mittelbild und Seitenflügel. Einige der sechs präsentierten Kreidezeichnungen des Künstlers wurden erst Mitte des 20. Jahrhunderts entdeckt. Sie befanden sich in der zweibändigen Lutherbibel des Seidenstickers Hans Plock, der ebenfalls am Hof des Mainzer Kardinals beschäftigt und ein naher Vertrauter Grünewalds war.
 
Insgesamt ist die 1500 Quadratmeter große Schau in zehn Abteilungen gegliedert. Rund 300 Ausstellungsstücke aus deutschen und europäischen Museen werden gezeigt – unter ihnen als weitere Besonderheit das „Hallesche Heiltum“, eine Reliquiensammlung, die Albrecht von Brandenburg in Halle anlegen ließ. Die Kosten der Landesausstellung schätzte Direktor Grimm auf rund eine Million Euro, wobei Stadt Aschaffenburg und staatliche Schlösserverwaltung Aufsichts- und Wachpersonal bereit stellten. Bei dieser erstmals im Winterhalbjahr durchgeführten Landesausstellung rechnet Grimm mit einer Besucherzahl von 50.000 Menschen.
 
Zu den möglichen Überraschungen der Landesausstellung könnte ein Werk aus der Sammlung Schäfer zählen. Außerdem könnte der Grünewaldaltar aus dem oberfränkischen Lindenhardt näher beleuchtet werden. Die 1503 datierten Gemälde des Choraltars der Pfarrkirche Sankt Michaelis im Landkreis Bayreuth sind frühe Werke des Matthias Grünewald: auf den Seitentafeln die individuell gestalteten Figuren der Vierzehn Nothelfer, auf der Rückseite in gedeckten Farben Christus als Schmerzensmann.
 
Die Bayerische Landesausstellung 2002/2003 öffnet am Samstag, 30. November, im Schloss Johannisburg in Aschaffenburg ihre Tore. Bis zum 28. Februar 2003 ist sie täglich von 10 bis 17 Uhr, donnerstags bis 21 Uhr und samstags und sonntags bis 18 Uhr geöffnet. Geschlossen bleibt sie an Weihnachten sowie an Silvester und Neujahr. Weitere Informationen im Internet unter www.hdbg.de/gruenewald . Darüber hinaus bietet Aschaffenburg ein reichhaltiges Begleitprogramm zur Landesausstellung. Dazu gehört beispielsweise die Sonderausstellung „Grünewald in der Moderne“ in der Städtischen Galerie Aschaffenburg-Jesuitenkirche.
 
(4502/1430; Telefax voraus)